„Das schönste Museum der Welt“ lockte zwei Besuchergruppen der Jonges nach Essen
Verlorene Meisterwerke – vorübergehend zurück
Mit der Bezeichnung „Das schönste Museum der Welt“ wurde die Neugierde der Tischgemeinschaft De Hechte auf das Museum Folkwang in Essen geweckt. So machte sie sich mit der TG Jan Wellem und der TG Stille Genießer auf den Weg.
Nebenbei ist anzumerken, dass nur Ortskundige den Weg auf Anhieb finden können. Hinweisschilder auf das Museum fehlen und die Adresse Museumsplatz 1 wurde vom Navigationssystem nicht angezeigt. Trotzdem fan- den die 40 Jonges mit ihren Begleiterinnen rechtzeitig das Ziel.
Der Zuschauerandrang im Folkwang Museum war an diesem Freitagnachmittag erstaunlich groß. Beeindruckend ist der mit grünlich schimmernden Glaskeramikplatten verkleidete gradlinige Bau des Architekten David Chipperfield, und beim Eintreten ins Museum war ein staunendes Innehalten zu spüren, das vom 500 Quadratmeter großen Foyer bewirkt wurde.
Das Museum wurde von Karl Ernst Osthaus in Hagen 1902 gegründet und avancierte bald zu einem der wichtigsten Museen für moderne und zeitge-nössische Kunst. Der bedeutendste Teil der Sammlung gelangte nach Essen, wo dieser mit dem von Ernst Gosebruch geleitete Städtischen Kunstmuseum fusionierte. Das neue Museum Folkwang bezog 1929 in Essen einen eigenen, von Edmund Körner errichteten Neubau am heutigen Standort. Paul J. Sachs, amerikanischer Kunsthistoriker und Mitbegründer des MoMA, nannte das Folkwang Museum bei seinem Besuch in Essen 1932 „Das schönste Museum der Welt“. Diesen Begriff hat die Stadt Essen anlässlich der Eröffnung des von David Chipperfield konzipierten Neubaus für die Ausstellung aufgenommen, um auf die große Vergangenheit des Folkwang Museums und die neue Perspektive für die Zukunft zu verweisen. Denn die damalige produktive Arbeit des Museums fand mit der Machtübernahme der Nationalisten ein jähes Ende. Unter dem Museumsleiter Klaus Graf von Baudissin verlor das Museum über 1.400 Werke, darunter den bedeutendsten Teil der Sammlung. Erst nach 1960 konnte das Folkwang an seine große Tradition allmählich wie- der anknüpfen. Für die Dauer der Ausstellung wurde die ehe- malige Sammlung in ihrem Bestand vor 1933 erstmals rekonstruiert und wissenschaftlich erschlossen.
Die beiden Kunsthistorikerinnen Dr. Anja Thomas-Netik und Monika Lahme-Schlenger führten die Gruppe durch die Kunstausstellung und verstanden es hervorragend, die Jonges in ihren Bann zu ziehen. Ausgewählte Werke wurden wie „Der Steinbruch Bibémus“ von Paul Cézanne, „Barbarische Erzählungen“ von Paul Gauguin, „Improvisation 28“ von Wassily Kandinsky, „Fünf Frauen auf der Straße“ von Ernst Ludwig Kirch- ner und weitere für die Ausstellung wichtigen Werke wurden erklärt. Bei der anschließenden Architekturführung wurde der Hinweis gegeben, dass der Neu- bau des Museums durch die Stiftung Alfried Krupp von Bohlen und Halbach finanziert wurde.
Unter dem Titel „Das schönste Museum der Welt“ präsentiert das Museum Folkwang in Essen noch bis 25. Juli seine gehend die einstige großartige erste großen Sonderausstellung im Neubau von David Chipperfield Architects. Der Superlativ, ein Zitat von 1932, lockte unabhängig voneinander zwei verschiedene Besuchergruppen von Tischgemeinschaften der Düsseldorfer Jonges nach Essen. Um Doppelung zu vermeiden, mussten ihre Berichte für Tor leicht gekürzt werden. Die Ausstellung rekonstruiert mit Leihgaben aus Amerika, Asien und Europa in Teilen und vorübergehend die einstige großartige Sammlung des Museums, die 1937 nach Beschlagnahme im Rahmen der Nazi-Aktion „Entartete Kunst“ in alle Welt verkauft wurde. Insgesamt umfasst die Schau rund 350 Werke: Gemälde und Skulpturen der Moderne, ausgewählte Arbeiten auf Papier sowie Objekte der alten und außereuropäischen Kunst, die lange im Depot des Museums lagerte.
Arnulf Pfennig