Kunst im Untergrund
Die TG De Hechte ließ sich erneut über die Fortschritte beim U-Bahn-Bau informieren, nun vor allem überdie Gestaltung
Die Tischgemeinschaft De Hechte hat sich wie in den vergangenen Jahren (siehe tor 6/2010, 7/2011 und 11/2012) auch in diesem Jahr wieder über den Baufortschritt der U- Bahn informieren lassen. Diesmal wurde die Besuchergruppe von den Ingenieuren Brodeßer und Hartmann (Bauoberleitung des Projektteams Wehrhahn-Linie) geführt. Zunächst ging es vom Kirchplatz über die Treppe des zukünftigen Abgangs zur U-Bahnhaltestelle Kirchplatz. Obwohl die Ausbauarbeiten noch im vollen Gange sind, konnte man mit etwas Fantasie die Gestaltung der ersten Ebene schon erkennen. Hier verbergen sich die roten Schriftlinien des Konzepts der Künstlerin Enne Haehnle noch unter einer schützenden Folie auf der keramischen Fassade. Im Gewirr der Baustelle erahnt man den späteren Raum, der eine direkte Blickbeziehung auf die Bahnsteige darunter bieten wird.
Das Gestaltungskonzept der neuen Wehrhahnlinie sieht vor, dass der Tunnel selbst als langes „Kontinuum“ verstanden wird, welches sich an den Haltestellen ausweitet, um sich dort mit den Räumen zur Oberwelt zu verschneiden. Die weiße Keramikfassade bildet auf allen Bahnsteigen das „Kontinuum“. Die sogenannten „Schnitträume“ sind an jeder Haltestelle dem Konzept nach individuell gestaltet. „Schnitträume“ bilden auch die besichtigten Haltestellen Kirchplatz und Graf-Adolf-Platz. Da, wo das „Kontinuum“ der Tunnelröhre in den Bereich der Bahnsteige übergeht, hat man das strenge Raster der Keramikfassade mit einem Muster aufgelockert, welches dem unregelmäßigen Hintergrundmuster von Sicherheitsdokumenten entlehnt wurde. An den noch offenen Lücken innerhalb der Musterung wurden die Herausforderung an die Verlegearbeiten deutlich, beit denen die großformatigen Keramikfliesen mit ihren unterschiedlichen Maßen eingepasst werden müssen. Wegen des Aufwandesbeschränkt sich die Ausgestaltung des „Kontinuums“ deshalb auch auf die Bereiche der Bahnhöfe und setzt sich nicht in den Tunneln fort. Was aber dem Gesamtkonzept keinen Abbruchbereitet.
Die Tunnelbauweise selbst bietet mit ihren sogenannten Tübbingen schon eine spannende Struktur. Diese sind vorgefertigte Betonsegmente, die wegen Ihrerkonischen Ringstruktur durch geschickte Anordnung jeden geraden oder krummen Verlauf der Tunnelröhre erlauben.
Im „Schnittraum“ der Haltestelle Graf- Adolf-Platz kontrastiert die weiße Keramik- fassade mit dem Grün der Glasfassade aus dem Gestaltungskonzept des Künstlers Manuel Franke. Eine farbliche Spur wurde in die grüne Färbung des Glases eingebracht und begleitet hier die Wege der Besucher wieder in dieOberwelt.
Nach diesem spannenden Einblick in die laufenden Arbeiten freuen sich die Jonges auf das nächste Jahr, wo mit der termingerechten Eröffnung gerechnet werden kann. ■ Holger Andresen-Saran