Schlösser und Parks sind vor allem wegen der Euroga ein lohnendes Ausflugsziel
Radweg mit Kunst am „Kanal des Kaisers“
Fortsetzung des Ausflugs zu Schlössern und Parks vom vorigen Tor. Die Tischgemeinschaft „De Hechte“ war unterwegs. Der Bericht ihrer Tagestour vermittelt Anregungen für Ausflüge. Anlass ist die Euroga, für die viele historische Parks saniert wurden.
Die Wasserburg Schloss Rheydt
Mit Torburg, Vorburg und Herrenhaus, mit Wall, Bastionen und Gräben ist Schloss Rheydt eine gut erhaltene Wasserburg am Niederrhein. Die Anlage erhielt ihre heutige Gestalt zwi- schen 1565 und 1585, erbaut auf den Resten einer mittelalter- lichen Burg. Der Renaissancebau des Herrenhauses und die Vorburg dienen heute als Museum für Kunst und Kulturgeschichte. Die Außenanlagen, im 18. und 19. Jahrhundert zum Landschafts- garten umgestaltet, wurden 1994 bis 1997 überarbeitet.
Graben in Form einer Krone
Wickrath ist ursprünglich ein mittelalterliches Wasserschloss. Zwischen 1746 und 1772 entstand die heutige barocke Anlage nach Plänen der Brüder Soiron. Von den Gebäuden sind heute nur noch die Vorburg mit den authentischen Pferdeställen und das Stallmeisterhaus erhalten geblieben. Wickrath ist seit Mitte des 18. Jahrhundert bedeutend in der Pferdezucht.
Zu Anfang des 19. Jahrhunderts lag die Anlage, noch vom Wasser in Form einer Grafenkrone umgeben, in der Niersaue. Zuletzt jedoch verlandeten die Wasserflächen. Die Teiche, Gräben und Alleen in Wickrath sind streng symmetrisch geformt. Zur Landesgartenschau wurde die Kronenkontur wieder freigelegt und der Park saniert.
Das Schloss Neersen geht auf eine in der Niersniederung liegende Wasserburg aus dem 13. Jahrhundert zurück. Die Burg wurde zwischen 1661 und 1669 in eine dreiflügelige Schlossanlage verwandelt. In ihrer Entstehung ist sie vergleichbar mit Schloss Wickrath, Burg Linn und Schloss Dyck. Das Schloss
wurde im Laufe der Jahrhunderte immer wieder umgebaut und in den letzten zwei Jahr- hunderten sehr unterschiedlich genutzt. Seit 1979 ist es der Sitz der Stadtverwaltung von Willich und beherbergt Atelier- und Veranstaltungsräume. Der Park entstand vermutlich um 1800. Wer ihn in einen Landschafts- garten verwandelte, ist unbekannt. Die hinter dem Schloss liegende Parkinsel, zu der es nur zwei Zugänge gibt, spiegelt die klassische „reife“ Phase des englischen Landschaftsgartens wider.
Neuer Radweg am Nordkanal
Zurück nach Düsseldorf führte die Busreise über die Bundesstraße 7, also den Nordkanal entlang. Kaum jemand weiß, dass dieser „Kanal des Kaisers“ 1806 auf Befehl Napoleons aus militärischen und handelspolitischen Gründen gebaut und von Antwerpen über Venlo nach Neuss führen und die Flüsse Schelde, Maas und Rhein mit- einander verbinden sollte. Der Kanal wurde nie ganz fertiggestellt, jedoch auf der Strecke Neuss – Neersen einige Jahre zum Transport von Kohlen und zur Personenbeförderung genutzt. Die Euroga-Planer haben die Trasse als Fahrradweg und grenzüberschreitende Klammer neu entdeckt, Skulpturen wurden aufgestellt und Bauelemente wie Schleusen und Brücken wieder hergestellt.
Warum in die Ferne schweifen … Bei der Heimkehr am Düsseldorfer Opernhaus angelangt, erschloss sich der Gruppe besonders deutlich, was der Landschaftsarchitekt und Führer des Tagesausflugs, Alexander Droste, meinte, wenn er in den verschiedenen Parks von Sichtachsen sprach: Herrlich der zur Euroga wieder freigeschnittene Durchblick von der Heinrich- Heine-Allee durch den Park über die Verkehrsachsen Kaiserstraße und Jakobistraße hinweg zum Schloss Jägerhof. Viel dankender Applaus auch für den Organisa- tor der Fahrt, Tischfreund Dieter Schädiger.
Hermann J. Schulte